Komplizierte Prozesse sortieren

 Komplizierte Prozesse sortieren

Als ADHS-lerin habe ich viele Ideen und sehe unzählige Zusammenhänge, währen ich gleichzeitig Mühe habe, Prioritäten zu setzen, eine Reihenfolge zu finden, und dann zielführend an diesen Einzelschritten dranzubleiben.

Das ZIKADE-Modell (Ziel, Ideen, Können, Auswahl, Durchführen, Evaluieren) hilft, einen kreativen Prozess oder Problemlöseprozess zu strukturieren und in sinnvoll geordnete kleinere Schritte einzuteilen. Ich erlebe es als hilfreiches Tool, um komplizierte, verwickelte Prozesse zu sortieren, nicht nur für Erwachsene mit ADHS. Hier zeige ich das an einem konkreten Beispiel. Das Beispiel ist übertragbar auf verschiedenste kleinere Projekte, bei denen mehrere Tasks miteinander verknüpft sind und die Reihenfolge zum Vorgehen noch nicht klar ist.

 

1. Ausgangslage:

In meinem Kopf sind verschiedenen Puzzleteile da: Bilder, Ideen, Notizen, das Wissen, das habe ich irgendwo abgelegt, ... . Am Ende sollen sie sinnvoll zusammenpassen, aber im Moment ist wie ein Karussel im Kopf: das zuerst, nein das kommt noch vorher, dies ist wichtig zuerst, ... . Ich könnte irgendwo mit "Task A" anfangen, aber weil ich weiss, dass es mit den andern Punkten (Task B und C) zusammenhängt, kann ich mich nicht richtig auf "Task A" konzentrieren. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu "Task B" und "Task C" ab, und wie die sein müssen, damit das Ganze dann zusammenpasst. 

Mein konkretes Beispiel: Ich brauche eine neue Seite auf meiner Website und mit neuen (alten) Kursen, die ich an neuen Orten ausschreiben möchte. In meinem Beispiel heute konkret: Ich habe Bilder im Kopf, wie die Seite aussieht (und ich möchte möglichst schnell starten, damit ich es nicht vergesse), wie die Kursausschreibungen aussehen (hatte ich schon, ich muss sie nur in den alten Projekten suchen und anpassen) und wen ich für die Kursorte kontaktieren möchte. Diesen Personen möchte ich aber möglichst konkret zeigen können, was ich machen möchte.


2. Überblick gewinnen mit dem ZIKADE-Modell:

Ich brauche eine ungefähre Reihenfolge / Struktur, und weil mir das sehr schwer fällt, wende ich eine universal bewährte Struktur an: Das ZIKADE-Modell ist der gemeinsame Nenner von unterschiedlichsten kreativen und Problemlöseprozessen. Ich kann die Buchstaben für die Prozessphasen oben auf ein A4-Blatt schreiben, und in diese 6 Spalten notieren, was da dazugehört. (Wichtig: Es geht hier nicht um Offenheit für noch mehr Zusammenhänge und Ideen, sondern mit eher kritischer Haltung darum, das jetzt Wesentlichste aus den vielen Ideen und Zusammenhängen herauszufinden. Hier nicht brainstormen, sondern braindumpen)

Beim Nachdenken, was jetzt das Ziel ist, merkte ich, dass die Tasks oben eigentlich  Projekte sind und je ein eigenes Ziel haben. Deshalb habe ich zuerst die einzelen Unterprojekte benannt. (Sobald etwas einen Namen hat, ist es einfacher zu denken und händeln!).

Nun kann ich eine ZIKADE-Tabelle machen. Für mehr Überblick mit 3 Zeilen, für jedes Unterprojekt eine...


... und zügig einfüllen, was mir einfällt. Zuerst habe ich beim Ziel von Projekt A angefangen, dann in dieser Zeile weitergemacht (also jeweils auf eine Projektphase von einem Unterprojekt fokussiert), aber wenn mir etwas einfiel, das z.B. zur Auswahl bei Projekt C gehört, konnte ich es dort notieren. Es ist keine exakte Wissenschaft, was wohin gehört, sondern eine schnelle Sortierhilfe zum Entflechten und später Prioritäten und eine sinnvolle Reihenfolge zu bestimmen. Mein Blatt hat eingekreiste Stichworte, Pfeile, farbige Zeichen ... alles, was beim Verdeutlichen und Überblick hilft. Einige Häuschen sind übervoll, andere haben nur ein Stichwort. Das hängt auch sehr vom Projektschwerpunkt ab. Die Häuschen können sich auch später weiter füllen.

 

3. ordnen und priorisieren

Als ADHS-lerin habe ich viele Ideen und sehe unzählige Zusammenhänge, während ich gleichzeitig Mühe habe, Prioritäten zu setzen, eine Reihenfolge zu finden, und dann zielführend an diesen Einzelschritten dranzubleiben. Deshalb, bevor ich beim ersten Impuls loslege:

Ich nehme mir  nochmals etwas Zeit, meine Tabelle anzusehen und mit Farben  und  Fragen darüberzugehen, z.B.:

  • Was ist jetzt am wichtigsten? Was am dringendsten?
  • Was muss jetzt unbedingt sein (und wie ausführlich / Zeitbudget?), 
  • ... und was kann später ev. dazukommen? 
  • Gibt es Voraussetzungen, was vor den Wichtigsten schon da sein muss? (und wieviel davon ist jetzt wirklich notwendig?)

Nun sollte ich+-  sehen, womit ich am besten anfange und beginne eine Liste. (Ich habe 4 Dinge rot eingekreist das ist Punkt 1. Und das ... muss auf die Website, das ist Punkt 2. Die Dinglichkeit kommt daher, dass ich diese Woche 3 Personen anfragen will für Räume, sonst ist es zu spät. Das ist Punkt 3, weil es Punkte 1 und 2 als Voraussetzung hat. Ich schreibe die Punkte mit grossen Abständen, sodass ich Zwischenschritte notieren kann. Beide Blätter helfen mir, den Überblick zu behalten, während ich an den Details arbeite, und eine (anpassbare) Reihenfolge/Struktur als Orientierung zu haben.

(Im Moment brauche ich noch ein Sudelblatt, wo ich aufschreibe, "da bin ich dran: ... ". Ich setzte mir ein Ziel für die nächsten 20 Minuten und stelle den Timer. Dann überlege und schreibe ich meine Absicht für das nächste Zeithäppchen auf und stelle wieder den Timer, usw. Auch für Pausen. Da schreibe ich vorher auf: "weiter mit ...". Das hilft, den Anfang wieder zu finden.


4. Mit dem Plan loslegen

... ich fange grad an. wichtiger 1. Schritt: einen Ort und Ordner im Compi überlegen und so benennen, sodass ich die Sachen wiederfinde.

... dann bin ich grad etwas überfordert - und es ist wie Sudoku oder ein Puzzle: bei der Website kann ich die Seite anfangen, die ich sowieso will (nachhaltig leben), und dann von dort weiterschauen und verlinken. Und bei den Kursen auch die Kurse aufführen und verlinken. Die Seite Nähen brauchts auch, da kann ich auch weitermachen. Dank dem ZIKADE-Überblick und dem Anstreichen, was jetzt  wirklich wichtig ist, sehe ich jeweils, welche Schritte als nächstens möglich und wichtig sind. So taste ich mich voran.

Schon eine ganze Weile puzzle ich mich so voaran, ohne den übernächsten Schritt zu kennen. Aber immer an dem, was jetzt wichtig ist. Das gibt ein gutes, erfolgreiches Gefühl!



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